Nachthimmel und Sternenfall
Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,
ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
Und wir, zu ferne für die Angestaltung,
zu nahe für die Abkehr hingestellt.
Wenn ich auf der Esplanade de Pireuré stehe, dann verstehe ich plötzlich diese ersten Zeilen von diesem Gedicht.
Rainer Maria Rilke der Autor (* 4. Dezember 1875 in Prag, Österreich-Ungarn; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux) hat viele traurige Gedichte geschrieben. Für diesen Blog wollte ich eines, das nicht so düster war. Ich musste recht lange suchen.
Er hatte auch kein einfaches Leben! Seine Mutter war sehr traurig, weil ihre Tochter eine Woche nach der Geburt gestorben ist. Rainer Maria hiess damals noch René (der Wiedergeborene) und war der einzige Sohn. Seine Mutter behandelte ihn, als wäre er ein Mädchen. Bis zu seinem 6. Geburtstag trug er Mädchenkleider und hatte lange Haare.
Sein Vater wollte dann, dass er eine militärische Karriere machte. Er musste ein Militärschule besuchen. Der Junge aber war künstlerisch begabt und der militärische Drill und das rein männliche Umfeld traumatisierten ihn. 1891 musste er wegen Krankheit die militärische Ausbildung abbrechen. Danach fing er eine Handelsschule an. Diese musste er auch abbrechen, weil er eine Liebesbeziehung hatte mit einem Kindermädchen, das einige Jahre älter war als er.
Dank Privatkursen konnte er die Matura noch machen. Und begann dann sein Studium in Prag.
Mehr über sein Leben erfahren Sie auf Wikipedia.
In Ropraz, Romont, Rossinière, Montrichier, Pully, Veyras und Lausanne kann man diesen Sommer Texte von Rainer Maria Rilke hören und sehen. Die Vorstellung heisst “Une Chevauchée”, also “der Ritt”. Sie ist auf Französisch mit Kommentaren aus dem “off” auf Deutsch.
In Pully wird es auf der Esplanade de Prieuré aufgeführt. Und jetzt noch der zweiten Teil des Gedichtes:
Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?
Infos über die Vorstellungen “Une Cheuvauchée” vom Théâtre itinérant TRANSVALDÉSIA:
- https://www.pully.ch/fr/actualites-infos/actualites/id-13181-theatre-itinerant-en-plein-air/
- http://www.estree.ch/crbst_24.html
PS: Mein Lieblingsgedicht ist der Panther. Dieses Gedicht demonstriert Rilkes Talent zu beobachten sehr gut.